Unser Fazit

Ulli die Selbstbewusste

Nun bin ich schon einige Tage zurück in Deutschland. Ich freue mich total, dass zwei Kilo weniger auf der Waage angezeigt werden. Juchu!

Selbstzweifel!

Vor der Reise war ich ängstlich und voller Sorge, dass ich es vielleicht nicht schaffen könnte. Dass die alten Sportverletzungen zur Qual werden, die Stimmung schlecht ist oder ich vor Erschöpfung einfach am Wegrand sitze und heule.

Es war immer gute Stimmung. Auch wenn es das zehnte mal bergauf bei Temperaturen von 35 Grad ging, konnten wir oben wieder lachen.  Klar war es sehr anstrengend. Und auch sehr heiß. Aber wir konnten jeden Morgen aufs Neue mit frischer Energie loslaufen und haben uns an der tollen Natur erfreut und hatten viel zu erzählen. Das Erlebnis war berauschend und ich konnte nicht genug bekommen. Die Füße liefen automatisch immer weiter. Tag für Tag. Ich war gut vorbereitet, deshalb hatte ich wohl keinen Muselkater. Oder die Wärme war gut für die gestressten Gelenke, die von Deutschland nur kalte Nässe kennen.

Es ist so schön zu wissen, wozu der eigene Körper fähig ist. Allein die Sache mit dem Schweiß, der wunderbar gekühlt hat auf der Haut. Ob ich an meine Grenzen gekommen bin? Ich glaube nicht. Ich hatte nicht einmal das Gefühl, dass gar nichts mehr geht. Und mit Ute an meiner Seite fühlte ich mich jederzeit sicher und hoch motiviert.  Danke Ute!

Die Selbstzweifel kann ich ganz tief begraben. Oft belächelt, die dickliche Ulli mit dem riesigen Rucksack und dem viel zu schwerem Gepäck. Immerhin am Ende zusammen 97 Kilo, die ich 195 km und  7300 Höhenmeter über den Franziskusweg  bewegt habe. Ich denke, eine großartige Leistung. Und ob ich im September den Inline-Marathon schaffe? Na klar!!!!! Ohne wenn und aber.

Ich verabschiede mich an dieser Stelle erst mal aus dem Blog. Es hat Spaß gemacht, zu berichten und ich werde das mit weiteren Wander-Projekten fortsetzten.  Eure pellegrina Ulli

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PS: Nur noch ein Hinweis! Der Franziskus-Wanderweg ist als „schwer“ eingeordnet. Zu Recht. Bitte nicht unvorbereitet oder alleine laufen. Es ist nicht überall Netz und bei einem Notfall ist es schwer, Hilfe zu bekommen.  Und immer genug Wasser dabei haben! Buon camino!

PS2: Den Marathon bin ich in 2 Stunden 22 Minuten gescatet. Stolz!!!!!

Ute , die Gelassene

Ich habe länger gebraucht, um mein Fazit zu schreiben, erst bin ich Glückliche ja noch einen Monat weitergereist in Italien (auch diese Eindrücke wären einen neuen Blog wert) und dann Zuhause, da wartete ein Berg von Arbeit!

Aber auch heute Ende Oktober wieder mittendrin im Alltag, und nun leider auch im nasskalten Deutschen Herbst 2016 angekommen, da kann ich aber immer noch die Augen schließen und mich in Gedanken an unsere Wanderung in der unglaublich schönen Natur Umbriens zurückversetzen. Und schon bin ich ganz ruhig, gelassen, positiv, lebensbejahend!

Motivation

Vor unserer Wanderung war ich mir nicht sicher, ob mich Wandern nach ein paar Tagen nicht langweilen würde,  aber alles andere als das…ich habe niemals etwas Schöneres gemacht!

Inspiration

Ich war auch nicht sicher, ob ich nicht das Meer vermissen würde…wenn ich schon im Süden bin, aber auch das war unbegründet! Die traumhafte Natur ließ keine Wünsche offen.

Fitness

Ich hatte wenig Bedenken, was die Fitness anging, schließlich konnten wir ja so schnell oder so langsam gehen, wie wir wollten, und wir trainieren beide regelmäßig, ich ja viel bis zu 12 Stunden die Woche und das vielseitig, aber ich war trotzdem sehr erstaunt, das ich trotz des schweren Rucksacks nicht einen Tag Muskelkater hatte. Und keine Rückenschmerzen, nachdem man sich nach einem Tag an den Rucksack gewöhnt hatte.

Hunger

Interessant fand ich auch, das wir mit Minifrühstück und einem Minimittagessen, bestehend aus einem Riegel oder einem Apfel, keinen Hunger hatten, während wir wanderten…eher rief die Muskulatur: „…schieb mal ein paar Kohlenhydrate nach, damit die Fettverbrennung weiterlaufen kann.! (Ein sportphysiologischer Grundsatz: Fette verbrennen im Feuer der Kohlenhydrate) Diese Beobachtung bei uns beiden hat mir alle Theorien der Sport-und Bewegungsphysiologie bestätigt: locker, leicht aber auch mal schwer, fortlaufend und regelmäßig in Bewegung bleiben, das ist der Clou. (Genügend Sauerstoffzufuhr!) Dann gibt es keine Hungerattacken, sondern der Körper holt sich (mit dem Anzünder kleine Kohlenhydratportion) die Energie aus den Fettzellen und splittet in freie Fettsäuren als Treibstoff auf. Da wandert man und wandert und wandert…

Und da das Gehirn nicht auf (unnatürlichen) Hochtouren läuft wie zu Hause, wenn man den ganzen Tag vor einem PC und später vor dem TV sitzt, dann gibt es auch keine selbstsüchtigen Attacken des Gehirns auf die Stoffwechselregulation, nach dem Motto:  „…ich, das Gehirn brauche am Tag mindestens 140-160 Gramm Kohlenhydrate…schieb die rein, sonst mach ich schlapp!!“ (Wen dieser komplexe Sachverhalt interessiert: der liest „Das selbstsüchtige Gehirn“ von Professor Achim Peters)

Back to Basics

Also alles geht auf so einer Pilgerwanderung einen sehr natürlichen Gang, so wie auch unsere Ahnen gelebt haben, am Tag mindestens 10-12 Kilometer zu Fuß gehen und kleine Dinge aus der Natur essen, und wenn es geht eine vernünftige Mahlzeit am Tag, schlafen wenn es dunkel wird.

Genuß

Da haben wir abends ja auch des Öfteren ein oder zwei Bier getrunken und auch die eine oder andere Pizza gegessen, und trotzdem habe ich genau wie Ulrike 2 Kilo abgenommen….und das in 2 Wochen! Und ohne Stress. Das hat mich auch nochmals bestätigt: Suche was dich glücklich und zufrieden macht, dann sinkt der Stresspegel und man nimmt ab!

Lebensphilosophie – Lebensweise

Weder Ulrike noch ich sind ja aus religiösen oder spirituellen Gründen auf die Pilgerwanderung gegangen, aber trotzdem hat uns die Philosophie des heiligen Franziskus sehr beeindruckt…uns beide persönlich und mich auch in  meiner Arbeit als Pädagogin und Therapeutin: ich  war überrascht, wie viele meiner Antriebe und Grundüberzeugungen, die für meine tägliche  Betreuungsarbeit wichtig sind, auch schon im Werk dieses beeindruckenden Mannes aus dem Mittelalters zu finden sind.

Mich hat das nochmals bestärkt, Arbeit mit Menschen, für Menschen, das ist meine Berufung, das macht mich zufrieden. Wobei es wichtig ist, den erforderlichen Veränderungsprozess oder Erziehungsprozess nicht nur organisch (theoretisch-methodisch), sondern mental (emotional) überzeugend zu gestalten. Dabei ist es für jeden Einzelnen wichtig, seine Lebensphilosophie zu erkennen, vielleicht zu hinterfragen und dann konsequent in der Lebensweise umzusetzen.

„Tu zuerst das Notwendige, dann das Mögliche und plötzlich schaffst Du das Unmögliche.“

Franziskus von Assisi 1182-1226